Schlagball - nicht zopfig, sondern kultig
Spiekeroog gewann das Traditionsturnier
gegen Langeoog
mit 39:26
Langeoog - Seit 1958 wird auf den beiden ostfriesischen
Nordsee-Inseln Spiekeroog und Langeoog ein Sport unverdrossen
gepflegt, der im Zeitalter der Fun-Sportarten wie ein Relikt aus
Turnvater Jahns Zeiten klingt: Schlagball. Am Montag standen
sich die beiden Inselteams wieder gegenüber - zum 40. Mal.
Denn 1963 fiel das Spiel aus. Heinz Klette (68), viele Jahre
Strandsportchef auf Langeoog, erinnert sich: "Die Spiekerooger
haben damals abgesagt, weil sie nicht genügend Spieler hatten.
Ich bin extra rübergefahren und habe es überprüft." Es war
die
Phase, als die Spiekerooger gegen die Langeooger chancenlos
waren und Resultate von 69:10 für Langeoog üblich waren.
Diesmal sah das ganz anders aus. Zwar gewann die Jugend der
Lale-Andersen-Insel mit 58:36, dafür war aber die Herren-Zwölf
aus Spiekeroog gegen eine läuferisch und taktisch ziemlich
dilettierende Langeooger Truppe mit 39:26 siegreich. Damit
polierten die Spieler von der grünen Insel etwas ihre Bilanz auf:
30
Siege für Langeoog - und nun Sieg Nummer elf für Spiekeroog,
schon der zweite in Folge.
Regelwerk und Begriffe des Spiels sind durchaus kompliziert -
ähnlich dem Baseball. Der hölzerne Schläger heißt
Klippe, am
Tick kann ein Spieler mit dem mit Haaren gefüllten Lederball
(etwa 80 Gramm schwer) nicht abgeworfen werden. Ansonsten
dominieren Begriffe wie "toter Wechsel", Fangpunkt,
Strafwechsel, Mammutlauf und Ausgehungert. Bevorzugte
Fähigkeiten der Spieler sollten Schnelligkeit, Fangsicherheit,
taktisches Denken und Treffsicherheit beim Abschlag in das 70 x
25 Meter große Feld sein. Vor allem mit der Windberechnung
hatten die Langeooger bei ihrem Heimspiel große Probleme.
Längst hat sich der wechselweise auf den beiden Inseln
ausgetragene Wettkampf zu einem Kult-Event entwickelt. Er wird
nicht ausgetragen, sondern zelebriert. Langeoogs derzeit
bekanntester Tourist blieb diesem "Termin" allerdings fern:
Bundesfinanzminister Hans Eichel. Als hessischer
Ministerpräsident war er jahrelang fast unerkannt geblieben,
diesmal wurde er sogar um Autogramme gebeten. kgö